Kultureller Austausch wird in Hüttenberg und Knappenberg seit Jahrzehnten aktiv gelebt. Der Hüttenberger Heinrich Harrer, weltgereister Bergsteiger und Dalai-Lama-Vertrauter, startete mit seinem Museum im oberen Görtschitztal einen Dialog der Kulturen, der mit dem tibetischen Gebetspfad („Lingkor“) in Hüttenberg und dem Tibet-Center in Knappenberg weitergeführt wurde.
Alpen & Himalaya
Am „Weg des Dialogs“, der die beiden einstigen Görtschitztaler Bergbauorte miteinander verbindet, kann man im Gehen tief eintauchen in die Unterschiede und Ähnlichkeiten der beiden Kulturkreise der Alpen und des Himalaya. Es ist einer dieser geheimnisvollen Wege der Region, die eine Entdeckung wert sind. Etwa eineinhalb Stunden nimmt die 2,7 Kilometer lange Strecke in Anspruch, die beim Jufa Hotel Knappenberg beginnt und den Wanderer über idyllische Wiesen und wildromantische Waldpassagen hinunterführt bis vor den Eingang des Heinrich-Harrer-Museums. Aber der Reihe nach.
Schöne Weitblicke
Zunächst geht’s bergab. Über die mehrere hundert Stufen zählende Himmelstreppe, die durch die Barbarasiedlung – eine entzückende Knappenhaussiedlung aus der Zwischenkriegszeit – auf einen darunter liegenden Pfad entlang einer Almwiese führt. Von hier aus hat man einen wunderschönen, freien Blick auf die Wallfahrtskirche Maria Waitschach am Kogel gegenüber. An diesem Punkt wird auf großen Schautafeln auch das erste Mal über die verblüffend ähnlichen Gepflogenheiten von Österreich und Tibet hingewiesen, hier etwa im Ausdruck ihrer Spiritualität. Weitere Infotafeln am Weg behandeln Themenfelder wie Volksmedizin oder Lebensart.
Stationen am Weg
Bevor die Wanderung in einen sanften Feldweg zwischen Wiesen und Jungwald mündet, empfiehlt sich noch ein Abstecher in Kärntens einzige Zinngießerei von Rupert Leikam oder in die Kreativ-Keramikwertstatt von Gerhild Polzer. An den beiden kunstfertigen Knappenbergern führt der Weg direkt vorbei und lädt zu einem echten Dialog von Mensch zu Mensch ein.
Denken in Bewegung
Danach wird’s meditativ. Zwischen jungen Nadelbäumen, Kuhweiden und Blumenwiesen hört man bald nur noch Bienen summen und Bäche plätschern. Irgendwo von weit her kräht ein Hahn. Ansonsten: Stille. Dafür immer wieder Denkanstöße in Form von Zitaten lebenskluger Menschen, mit denen der Weg beschildert ist: Dalai Lama, Mutter Teresa, Hermann Hesse, Gandhi und andere. Dabei stellt sich heraus: Alles ist letztlich Dialog. Mit der Gesellschaft, mit der Zeit, mit sich selbst. Und das Schöne: Es denkt sich wesentlich leichter darüber nach, wenn man in Bewegung ist.
Harrer-Museum und Lingkor
So gedankenversunken übersieht man beinah den Moment, wenn sich der Wald lichtet und den Blick auf Hüttenberg und den Lingkor frei gibt. Die letzten Meter hinunter in den Ort gehen sich sozusagen automatisch. Das Harrer-Museum wartet schon mit weiteren spannenden Einblicken in fremde Kulturen, andere Sichtweisen und gelebten Beispielen dafür, dass Dialog immer noch die gehaltvollste aller Begegnungen ist.
Extratipp
Wer den Weg des Dialogs danach auch wieder zurückgeht, kann seine Wirkung vertiefen. Zum einen kennt man die Strecke bereits und muss sich nicht mehr an der Ausschilderung orientieren. Andererseits ist Bergaufgehen herausfordender – und die Beschäftigung mit den eigenen Gedanken dadurch intensiver.